Oda Nobunaga (織田 信長) war einer, wenn nicht der bedeutendste Daimyō (Kriegsherr) der Sengoku-Zeit. In dieser Phase von 1467 – 1586, auch die Zeit der streitenden Länder genannt, kämpften verschiedene mächtige Feudalherren in einem politisch zersplitterten Japan um die Vorherrschaft.
Dabei gelang es Oda Nobunaga während seines Lebens (1534 geb. in Nagoya bis 1582, gest. in Kyoto), sich eine herausragende und beinahe hegemoniale Rolle zu erkämpfen. Durch strategische Kriege und taktische Allianzen gelang es ihm sogar, die Hauptstadt Kyoto und damit auch den Tennō (japanischer Kaiser) unter seine Kontrolle zu bringen.
Die wirkliche Vereinigung Japans gelang aber erst seinem treuen General, Gefolgsmann und Nachfolger Toyotomi Hideyoshi (豊臣 秀吉), nachdem Nobunaga aufgrund eines Verrats im Jahr 1582 den traditionellen Freitod (Seppuku) gewählt hatte.
- Portrait Oda Nobunaga von 1583 (Kobe City Museum)
Foto © unbekannt, Public Domain
Was hat Oda Nobunaga gemacht?
Oda Nobunaga
- errang die Herrschaft in seiner Heimatprovinz Owari (heute Aichi).
- war nach dem Untergang des Ashikaga Shōgunats eine der zentralen Figuren, Japan zu vereinigen.
- liberalisierte und stimulierte die Wirtschaft durch die in Japan als „Rakuichi rakuza“ (楽市楽座) bekannten Reformen, durch die u.a. der Handel befördert wurde und Monopole aufgelöst sowie die vormals einflussreichen Gilden in ihren Rechten eingeschränkt wurden.
- weichte das vormalige, sehr restriktive soziale Gefüge in Japan (ähnlich dem Kastensystem) auf und setzte auf die Förderung von Talent statt Abstammung.
- führte eine Form des Berufssoldatentums auch jenseits der Klasse der Samurai ein und verschaffte seiner Armee so eine überragende Schlagkraft.
- förderte Kunst und Kultur und spielte unter anderem bei der Etablierung der Teezeremonie eine wichtige Rolle.
- nahm eine liberale Haltung gegenüber der christlichen Kirche ein, die sich seit dem Stranden eines portugiesischen Schiffes 1543 vor allem in Westjapan, das nicht zu seinem Einflussgebiet gehörte, ausbreitete, um ein Gegengewicht zu den einflussreichen buddhistischen Klöstern zu schaffen – und Feuerwaffen zu erlangen.
- engagierte sich insbesondere für die Erhaltung von Shintō-Schreinen und wird bis heute in mindestens zwei Schreinen als Kami (japanische Shintō Gottheit) verehrt.
Wie erinnert man sich heute an Oda Nobunaga?
Oda Nobunaga wird in Japan als wichtige historische Figur erinnert und im Shintō Glauben manchmal sogar als Kami angesehen. Er gilt den Japanern als ein visionärer Führer, dessen Errungenschaften gepriesen werden. Sein Name steht gleichbedeutend für Ehrgeiz, Innovation und Entschlossenheit.
Oda Nobunagas Philosophie und Einfluss
Oda Nobunaga setzte in seiner Führung auf einen absoluten Machtanspruch und setzte diesen teils rücksichtslos und grausam durch. Daneben reformierte er aber auch sowohl das Wirtschaftssystem in dem von ihm beherrschten Gebieten als auch die soziale Struktur. So baute er die vormals sehr strenge, dem Kastensystem ähnelnde Gesellschaft in Richtung einer meritokratischen Denkweise um, die Talent vor Abstammung setzt.
Zudem war Nobunaga ein geschickter Diplomat und Staatsmann, der sogar versuchte, die christliche Kirche als Gegengewicht gegen die einflussreichen buddhistischen Tempel zu nutzen, obwohl er selber dem Christentum wohl eher wenig abgewinnen konnte.
Damit war er für das Japan der Sengoku-Zeit eine Art Visionär, dessen Reformen langfristige Auswirkungen auf die japanische Gesellschaft und Kultur hatten. Selbst heute noch ist der Einfluss Oda Nobunagas z.B. durch den hohen Stellenwert, der Bildung in Japan einnimmt, spürbar.
- Oda Nabunaga war ein großer Förderer der japanischen Kultur: Darstellung eines Sumo Tourniers auf seiner Burg Azuchi (im Hintergrund das Clan-Wappen der Odas)
Foto © Yukikaze1234 – Own work, CC BY-SA 4.0
An welchem Spruch orientierte sich Oda Nobunaga?
Oda Nobunaga lebte und kämpfte nach dem Motto: „Herrsche mit absoluter Stärke“. Das ist natürlich eine heute eher wenig hoch angesehene Idee, steckt doch dahinter ein absoluter und autoritärer Machtanspruch, der allerdings im Zeitalter Nobunagas verehrt und bewundert wurde.
Berühmte Zitate von Oda Nobunaga
Neben seinem persönlichen Wahlspruch werden Oda Nobunaga auch noch weitere berühmte Zitate zugeschrieben. Zu diesen gehören (u.a.):
- Wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor.
- Wenn der Vogel nicht singt, töte ihn.
- Ohne Zerstörung gibt es keine Schöpfung, keinen Wandel.
Oda Nobunagas frühes Leben und der Aufstieg zur Macht
Oda Nobunaga wurde am 23. Juni 1534 in der Burg Nagoya als zweitgeborener Sohn des über die damalige Provinz Owari herrschenden, eher unbedeutenden, Kriegsherrn Oda Nobuhide geboren.
Schon als Kind soll Oda Nobunaga dabei durch sein freies und teilweise gar bizarres Verhalten aufgefallen sein. So war er unter anderem von Tanegashima-Schusswaffen fasziniert, die durch die Portugiesen während Nobunagas Jugend nach Japan gekommen waren. Zugleich wurde aber auch die große Begabung des Jungen für militärische Angelegenheiten und dessen außergewöhnliche Führungsqualitäten deutlich, die sein Vater förderte.
Nach dem Tod seines Vaters erkämpfte er sich teils gegen die eigenen Familienmitglieder (darunter sein jüngerer Bruder und ein Onkel) die Herrschaft über die Provinz Owari. Von dieser Basis aus begann er durch geschickte Diplomatie, das schmieden von Allianzen und seinen herausragenden Fähigkeiten als Stratege seinen Aufstieg zum bedeutendsten Kriegsherren seiner Zeit.
Wie erlangte Nobunaga die Macht?
Nach der Konsolidierung seiner Machtbasis in Owari führte Oda Nobunaga in den Jahren von 1560 bis 1568 eine ganze Reihe von erfolgreichen Feldzügen, die ihm neben territorialen Gewinnen auch den Ruf eines legendären Generals einbrachten.
Wichtige Meilensteine stellen dabei vor allem der Sieg über die Streitkräfte des Imagawa Clans im Jahr 1560 und die Einnahme Kyōtos, der traditionellen Hauptstadt Japans und Sitz des Tennō, im Jahr 1568 dar. Gleichzeitig reformierte er die Wirtschaft und das soziale Gefüge in seinen Herrschaftsbereichen, was ihm die nötigen Mittel und die Talente an die Hand gab, sich von einem Provinzherrscher zum seinerzeit wohl mächtigsten Kriegsherren Japans aufzuschwingen.
Oda Nobunagas Militärstrategien und Innovationen
Oda Nobunagas wohl beeindruckendste Leistung als Feldherr war der Sieg gegen den Imagawa Clan im Jahr 1560. Bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung, stand Nobunaga mit etwa 3000 Soldaten einer gewaltigen Übermacht von etwa 25.000 Truppen gegenüber, welche die Provinz Owari erobern sollten.
Der Sieg gelang ihm unter anderem durch das Aufstellen von Strohpuppen, die dem Gegner eine viel größere Streitmacht vorgaukelten. Er lenkte den Feind durch Alkohol ab und führte – weniger Taktik denn Glück – einen Überraschungsangriff während eines plötzlich aufkommenden Gewitters durch. Es bedürfte großen Mutes, einen Überraschungsangriff auf die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des Imagawa-Clans zu befehlen.
Der Imagawa-Clan erholte sich in Folge kaum mehr von der Niederlage und verlor Land und Bündnispartner.
Oda Nobunaga war zudem dem Einsatz moderner Schusswaffen, die ihn schon als Kind fasziniert hatten, gegenüber aufgeschlossen, während viele andere Daimyō diese als für den Krieg ungeeignet betrachteten. In einer entscheidenden Schlacht gegen den Takeda-Clan im Jahr 1575 waren die Feuerwaffen dann aber der ausschlaggebende Faktor für den Sieg und fanden danach auch allgemein den Einzug in das japanische Militär bzw. die Taktik.
Welche Militärreformen führte Oda Nobunaga ein?
Neben der frühen Implementierung von Feuerwaffen in seine japanische Armee, reformierte Nobunaga auch das japanische Militärsystem der traditionellen Samurai-Armeen, die durch Kontingente kaum ausgebildeter Bauern ergänzt wurden.
Er führte disziplinierte Trainingsmethoden ein und schuf so eine frühe Form der Berufsarmee, die neben den Samurai auch gut trainierte einfache Soldaten umfasste. Für deren Besoldung wiederum waren seine wirtschaftlichen Reformen ausschlaggebend, die deutlich mehr Geld in die Staatskasse fließen ließen.
Warum war Nobunaga so erfolgreich?
Der Erfolg Oda Nobunagas als Feldherr beruhte neben seinem taktischen Geschick und Mut wie in der Auseinandersetzung mit dem Imagawa-Clan vor allem auf seinen Militärreformen.
Die Implementierung moderner Waffentechnik (Feuerwaffen) und dem aufstellen einer Berufsarmee machten seine Truppen zu einer überlegenen Kraft auf dem Schlachtfeld. Zudem versammelte er durch die von ihm vertretene Förderung von Talenten herausragende Generäle wie Toyotomi Hideyoshi oder Akechi Mitsuhide, der Nobunaga letztendlich verraten sollte, um sich.
Die Vereinigung Japans unter Nobunaga
Oda Nobunaga zählt heute mit seinem General, Vasall und Nachfolger Toyotomi Hideyoshi (豊臣 秀吉) und dem auf diesen folgenden Tokugawa Ieyasu (徳川 家康), dem Gründer des Tokugawa Shogunats, zu einem der drei San’eiketsu ( 三英傑), der drei „Reichseiniger“ (wörtlich: drei Helden).
Nobunagas Ziel war es dabei nach seinem anfänglichen Aufstieg, Japan unter seinem Banner zu vereinigen. Für dieses Ziel kämpfte er entschlossen und teils rücksichtslos auf dem Schlachtfeld wie auf dem politischen Parkett.
Die letztendliche Einigung Japans unter seinem Nachfolger Toyotomi Hideyoshi und die Konsolidierung dieser Vereinigung unter dem Tokugawa Shogunat erlebte Oda Nobunaga aber nicht mehr. Eine der wichtigsten Auseinandersetzungen waren dabei die mehrfachen Kriege gegen den mächtigen Takeda-Clan, der von Nobunaga 1575 endgültig geschlagen wurde.
Kulturelle und wirtschaftliche Reformen unter Oda Nobunaga
Neben der kriegerischen Brillianz Nobunagas stehen dessen wirtschaftlichen und kulturellen Reformen kaum zurück und bilden zudem die Grundlage für den Aufstieg dieses außergewöhnlichen Herrschers.
Vor allem die Zerschlagung von Monopolen, die Einhegung der zuvor einflussreichen Gilden und der Schutz und die Förderung des Handels führten in den von Oda Nobunaga verwalteten Provinzen Japans zu einem teils dramatischen Wirtschaftsboom. Durch dessen Einnahmen war die Aufstellung einer Berufsarmee wohl überhaupt erst möglich.
Kulturell sind neben der Förderung der Künste, der Teezeremonie und dem Erhalt wichtiger Shintō-Schreine vor allem die Aufweichung des starren Gesellschaftssystems Nobunagas größte Leistung. Während vor ihm vor allem die Abstammung den Weg im Leben sozusagen vorschrieb, setzte Nobunaga in klarem Bruch mit dieser Tradition auf die Förderung individueller Talente.
Wie hat Oda Nobunaga zur japanischen Kultur beigetragen?
Oda Nobunaga hat nicht nur das Wirtschaftssystem in den von ihm beherrschten Gebieten revolutioniert, sondern auch das soziale Gefüge durchlässiger gemacht.
Gerade letzteres kann bis heute in dem hohen Stellenwert, den Bildung in Japan einnimmt, nachverfolgt werden. Auch seine Begeisterung für die Teezeremonie hat mit dazu beigetragen, dass diese sich zu einem festen und hoch ritualisierten Teil der japanischen Kultur entwickelte.
Gleichzeitig kann man in Oda Nobunagas entschlossener und rücksichtsloser, teilweise grausamen Führung auch eine Traditionslinie zu den Kriegen des japanischen Kaiserreichs in und nach der Meiji-Restoration ziehen, bei der insbesondere die japanische Expansion vor und während dem 2. Weltkrieg teilweise mit schlimmsten Kriegsverbrechen einherging.
Religion und Politik in Nobunagas Herrschaft
Oda Nobunaga hatte im Umgang mit dem Spannungsfeld von Religion und Politik vor allem ein pragmatisches Herangehen. Durch die Förderung des Shintō und seinen ausgesprochenen Wunsch, zum Kami, also einer Gottheit, erhoben zu werden, kann man davon ausgehen, dass er dieser Glaubensrichtung am nächsten stand.
Dem einflussreichen Buddhismus und dessen Klöstern, mit denen er auch in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt war und dem er auch den Beinamen „Dämonenkönig“ verdankt, versuchte Nobunaga durch die Akzeptanz des Christentums ein Gegengewicht entgegenzusetzen und deren Macht so zu begrenzen. Dies gelang zwar nicht wirklich, zeigt aber seine pragmatische Herangehensweise.
War Nobunaga ein Tyrann?
Aus heutiger Sicht kann man Oda Nobunaga sicher als Tyrann bezeichnen, auch wenn dieser Ausdruck mit seiner griechischen Herkunft nicht wirklich passend erscheint. Wie auch europäische Herrscher zu dieser Zeit kann man Oda Nobunaga besser als Feudalherrscher mit Zügen zum Absolutismus beschreiben.
Allerdings ist der Begriff des Absolutismus europäisch und kann nicht eins zu eins auf das japanische Feudalsystem übertragen werden. Dieses konnte sich – anders als in weiten Teilen Europas – in Japan immerhin bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts halten.
Das Ende Nobunagas: Verrat und Tod
Oda Nobunaga verstarb 1582 in Kyoto durch Seppuku, rituellen Selbstmord, nachdem er durch seinen Vertrauten und General Akechi Mitsuhide verraten wurde.
Mitsuhide, der sich an Nobunaga für eine Beleidigung rächen wollte, führte mit seinen Truppen am Tempel Honnō-ji einen Überraschungsangriff auf den unvorbereiteten Nobunaga aus. Dieser wählte, schon schwer durch Pfeile verletzt, den Freitod, um nicht in die Hände Mitsuhides zu fallen.
Mitsuhide wurde daraufhin nur 13 Tage nach seinem Verrat von Toyotomi Hideyoshi in der Schlacht von Yamazaki (bei Kyoto) vernichtend geschlagen und auf seiner anschließenden Flucht ermordet.
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Darstellung des sogenannten Honnoji-Vorfalls: die Attentäter griffen Oda Nobunaga im Schlaf an.
Foto © Nobukazu Yōsai, Wikimedia Commons
Nobunagas Erbe und Nachwirkungen
Während Nobunagas Wirken in Japan sogar mitunter bis heute deutliche Spuren hinterlassen hat, wurde der Clan nach der Einigung Japans und der Konsolidierung im Tokugawa Shogunat zu einem der eher unbedeutenden Daimyōs des Reiches.
Nachfahren des Oda Clans finden sich heute noch in ganz Japan, vor allem in den von ihnen vormals beherrschten Gebieten. Ein heute weithin bekannter Nachfahre Oda Nobungas ist der berühmte Eiskunstläufer Oda Nobunari, der inzwischen auch als TV-Persönlichkeit von sich reden macht.
Nobunagas Rollen: Shogun, Samurai, Daimyō?
Oda Nobunaga hat in seinem Leben verschiedene Rollen eingenommen, dazu gehören zuförderst die als Samurai – als ein Krieger mit adliger Abstammung – sowie die als Daimyō, einem japanischen Kriegsherren und Herrscher.
Das Shogunat – und damit die zumindest angenommene Hegemonie über Japan – erlangte Nobunaga während seines Lebens aber nicht. Dafür war er instrumentell bei der endgültigen Vernichtung des Ashikaga-Shogunats 1573 verantwortlich, auch wenn dieses zu dieser Zeit auch eher nur noch nominell bestand und schon längere Zeit keine wirkliche hegemoniale Militärmacht mehr darstellte.
Wofür steht das Symbol des Oda-Clans?
- Das stilisierte Wappen des Oda-Clans
Foto © By No machine,, Own work, CC BY-SA 3.0
Das Wappen oder Mon (紋) des Oda-Clans ist ein so genanntes Mokko-Mon und zeigt als Symbol eine Art Blume oder den Querschnitt einer Melone. Eine genaue Festlegung existiert nicht, ebenso wenig wie eine besondere Bedeutung. Das Mokko-Mon des Oda-Clans war aber nur eines von insgesamt sieben Wappen, die Oda Nobunaga während seiner Zeit nutzte.
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